Offensichtlich hat das Obama-Fieber bei seinem Besuch der Hannover Messe auch die deutsche Industrie infiziert. So erreichte mich noch während der Messe die Anfrage nach einem Impuls-Vortrag beim Vorstandsarbeitskreis Kommunikation des ZVEI: Was vom US-Präsidenten für die politische Kommunikation zu lernen sei? Dieser Frage gehe ich nun nach und stütze mich dabei zunächst auf meine Überlegungen zur Regierungskommunikation der Obama-Adminstration vom Mai 2015. Dazu sind inzwischen weitere Aspekte hinzugekommen, die ich bei meiner aktuellen Präsentation berücksichtige:
Ich selbst habe in einem Beitrag, der zuerst bei den Netzpiloten erschienen ist, kommunikative Maßnahmen rekapituliert, die bei Obamas letzter Rede zur Lage der Nation ergriffen wurden und deren Einsatz Jason Goldman, der Chief Digital Officer des Weißen Hauses, unter der Überschrift “Meeting People Where They Are” reflektiert hat.
In der aktuellen Ausgabe des Politico Magazine („The Media Issue“, Mai/Juni 2016) ist ein ausführlicher Artikel „The Selling of Obama“ gewidmet; darin wird „The inside story of how a great communicator lost the narrative“ erzählt. Der Beitrag behandelt die Entwicklung von der ersten Präsidentschaftskampagne ausgehend und beleuchtet gut den Unterschied zwischen der Wahlkampf- und der Regierungskommunikation.
Ein weiterer Text aus dieser Ausgabe thematisiert „How the Twitter Candidate Trumped the Teleprompter President“. Dieser Beitrag formuliert pointiert die Kritik an den Innovationen, für die Obama häufig gefeiert wird: „Once in the White House, Obama created what’s now called the White House Office of Digital Strategy, a propaganda GlamSquad that stifled press curiosity by keeping what’s newsworthy out of view and stuffing the press with professionally styled social-media entries.“
Schließlich darf in diesem Zusammenhang nicht der letzte Auftritt Obamas beim White House correspondents‘ dinner fehlen, bei dem der Amtsinhaber alljährlich gewissermaßen als Comedian in Chief auftritt. Besonders viel Aufmerksamkeit gab es für seinen Abgang mit einem die (zunächst afro-amerikanische) Pop-Kultur zitierenden Mic Drop (siehe KnowYourMeme) Unter der Überschrift „Obama liefert dem Gif-Zeitalter das Cover-Motiv“ resümiert Digitalkultur-Kenner Dirk von Gehlen: „Hier hat jemand genau verstanden, wie er im digitalen Gedächtnis bleibt: als animierte Szene, die in der Welt der Reactionsgifs schon jetzt ein instant classic ist. Das Sinnbild für einen gelungenen Abgang, eine souveräne Verabschiedung.“
Seiner Zeit voraus war in dieser Hinsicht Arnold Schwarzenegger als dessen Amtszeit als Gouverneur von Kalifornien endete. Er verabschiedete sich unter dem Titel „Final Exit“ mit einem ähnlich ikonisch inszenierten Abgang in den sozialen Medien:
Das Journal für politische Bildung startet mit einen Heft zum Thema „Medien wirken“ in das neue Jahr. Themen der Ausgabe sind: „Digitale Gesellschaft und Medienbildung – Facebook, YouTube, Twitter, Instagram: neue kommunikative Umwelten – Bildung, Partizipation, Engagement im Web 2.0 – Geflüchtete und (politische) Bildungsarbeit“. Hier der Inhalt:
Mein Beitrag beabsichtigt
„punktuell zu eruieren, welche Formate und Instrumente wie genutzt werden. Damit rückt dann auch die Frage in den Vordergrund, welche Aktivitäten und Angebote als (politische) Partizipation in der digitalen Gesellschaft verstanden werden.“
Das diskutiere ich unter folgenden Überschriften:
E-Petitionen: Meinungsbildung statt Mitbestimmung
Bürgerdialog als Regierungskommunikation
Kollaboration mit Parlament und Parteien
Zivilgesellschaftliche Perspektive
Im letzten Abschnitt gehe ich dabei der Frage nach, ob die vorgenommene Fokussierung einer Einflussnahme auf die Politikproduktion eventuell relevante Aspekte außer Acht lässt. Dass in diesem Zusammenhang angeführte Beispiel der „digitalen Flüchtlingshilfe“ habe ich inzwischen in einem Beitrag für Netzpiloten.de weiter ausgeführt. Und zu geplanten digitalen Partizipationsangeboten von Parteien gibt es unter dem Titel „Parteireformen statt Reformpartei: Das Erbe der Piraten“ einen aktuellen Beitrag von mir, der auch als Crosspost bei politik-digital.de erschienen ist. Wer ein Profil bei der Publikationsplattform „Medium“ unterhält, kann meine Blogposts zu (politischen) Aspekten der Online-Kommunikation, auch abonnieren: Sie werden dort mit geringem Zeitverzug veröffentlicht.
Dieser Tage findet in Berlin ein Erfahrungsaustausch des Deutschen Städte- und Gemeindebunds für Pressereferenten statt. Dabei gebe ich einen Impuls zum Thema „Regierungskommunikation 2.0 – Wie geht es weiter?“. Hier ist das Material verlinkt, auf das ich mich in der Präsentation beziehe:
Nach einigen Anmerkungen zur Facebook-Präsenz der Bundesregierung, verweise ich abschließend auf den weitergehenden Ansatz von „sozialen Medien als Service“ wie er sich etwa in der Roadmap der New Yorker Stadtregierung unter dem Titel „Council 2.0“ (PDF-Download) niederschlägt.
Und als Bonusmaterial hier noch Regierungskommunikation 2.0 aus dem Saarland mit blue screen, pet content und dem claim „Großes entsteht immer im Kleinen“.
Nach längerer Abstinenz unternehme ich dieser Tage einen Ausflug in akademische Gefilde. Anlass ist ein Lehrauftragim postgradualen Universitätslehrgang „Politische Kommunikation“ an der Donau-Universität Krems. Da es sich dabei um eine berufsbegleitende Weiterbildung handelt, freue ich mich auf einen interessanten Teilnehmerkreis aus Politik und Medien, mit dem ich das Thema „Neue Formen der politischen Kommunikation durch das Internet“ behandle. Auf der Agenda steht, was mich in den letzten Jahren auch in Texten, Vorträgen und Workshops unter anderem beschäftigt hat:
Die Diskussion um neue Formen politischer Kommunikation durch das Internet steht in demokratischen Gesellschaften im Kontext eines übergreifenden digitalen Strukturwandels der Öffentlichkeit sowie einer Legitimationskrise der Parteiendemokratie. Vor diesem Hintergrund wird zunächst die öffentlichkeits- und demokratietheoretische Dimension des diagnostizierten Wandels durch kommunikationstechnologische Innovationen diskutiert. Im Anschluss daran wird an Hand einschlägiger Formate der politischen Partizipation durch Online-Kommunikation untersucht, ob auch eine Entwicklung von der Zuschauerdemokratie zu einer Liquid Democracy zu konstatieren ist. Im Fokus stehen dabei Probleme und Potenziale parlamentarischer respektive staatlicher Beteiligungsangebote wie E-Petitionen, Konsultationen und Bürgerhaushalte. Komplementär zu dieser prozess-bezogenen Perspektive wird die Transformation politischer Kommunikation am Beispiel zentraler Akteure der Mediendemokratie nachvollzogen: Mit welchen Veränderungen sind (Berufs-)Politiker in Online-Öffentlichkeiten konfrontiert? Was lässt sich von Obamas Wahlkampfkommunikation lernen? Was sind die Risiken und Chancen einer entgrenzten Twitterpolitik? Welche innovativen Instrumente insbesondere der Binnenkommunikation hat die Piratenpartei hervorgebracht? Und konstituieren Whistleblower und Medienaktivisten wie WikiLeaks eine fünfte Gewalt?