Posted by em on 7. April 2011
Vom 14. bis zum 16. April 2011 findet in Berlin die Konferenz „httpasts://digitalmemoryonthenet“ statt, die von der Bundeszentrale für politische Bildung in Kooperation mit der deutschen Kinemathek und dem Medienpartner 3 Sat Kulturzeit veranstaltet wird. Die Tagung gibt einen internationalen Überblick über die Nutzung digitaler sowie sozialer Medien im Kontext von Erinnerungskultur und Geschichtsvermittlung. In diesem Zusammenhang werde ich am Beispiel einschlägiger Online-Angebote einige Überlegungung zur Transformation kommemorativer Kommunikation vortragen.
Im Mittelpunkt meines Beitrags steht die Frage nach Veränderungen, die durch die Integration nutzergenerierter Inhalte evoziert werden: Ein Aspekt dieser Entwicklung ist, dass sich Zeitzeugen mit der Publikation autobiografischer Berichte zunehmend selbst in die Geschichte einschreiben. Während dies in Online-Medien eher ungefiltert geschieht, ermöglichen Techniken des crowdsourcing eine differenziertere Partizipation der Nutzer. Diese Methodik findet vor allem zur Identifikation und Erhebung von Angaben zu anonymen Opfern Anwendung. Ein aktuelles Beispiel für diese Praxis ist die Kampagne „Remember Me?“ des United States Holocaust Memorial Museums, die auf Personen zielt, die als Kinder den Holocaust überlebt haben:
„By publicizing these 1,100 photographs, the Museum hopes to identify these children, piece together information about their wartime and postwar experiences, and facilitate renewed connections among these young survivors, their families, and other individuals who were involved in their care during and after the war.“
Prägnant an dieser Kampagne, die bereit erste Erfolge hervorgebracht hat, ist zudem die Integration von Facebook und Twitter zur Kampagnenkommunikation. Übrigens: der Hashtag für Tweets zur Konferenz, die per Livestream verfolgt werden kann, lautet #digmem.
Posted by em on 27. Januar 2011
Zum heutigen „Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“, dem 66. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz, passt das Thema der 2. internationalen Bergen-Belsen-Konferenz, die vom 3. bis zum 4. Februar 2011 stattfindet: Social Memory and Survivor Communities. Zum Abschluss der Tagung werde ich mich mit der Frage beschäftigen, welche Implikationen in diesem Zusammenhang die Entwicklung von Geschichtsinitiativen zu Gedenkstätten in staatlicher Trägerschaft hat. Wie ich finde, setzt die Beantwortung dieser Fragestellung vor allem ein differenziertes Verständnis betreffender Initiativen voraus. Deshalb hier der Verweis auf zwei aktuelle Forschungsarbeiten, die dazu beitragen:
- Der Leiter des Gedenkstättenreferats der Berliner Stiftung „Topographie des Terrors“, Thomas Lutz, hat 2009 eine Dissertation mit dem Titel „Zwischen Vermittlungsanspruch und emotionaler Wahrnehmung. Die Gestaltung neuer Dauerausstellungen in Gedenkstätten für NS-Opfer in Deutschland und deren Bildungsanspruch“ vorgelegt. Darin spielt die Genese und Prägung dieser erinnerungskulturellen Einrichtungen aus bzw. durch die westdeutsche Gedenkstättenbewegung eine ausführliche Rolle.
- Während diese Auseinandersetzung mit der Materie durch die Perspektive des persönlich Involvierten informiert wird, hat sich Jenny Wüstenberg aus politikwissenschaftlicher Perspektive damit beschäftigt. Ihr Aufsatz „Vom alternativen Laden zum Dienstleistungsbetrieb: the Berliner Geschichtswerkstatt. A Case Study in Activist Memory Politics“ (German Studies Review 3/2009), gibt nicht nur einen interessanten zeithistorischen Einblick, sondern weckt auch das Interesse an ihrer noch nicht publizierten Dissertation, die sich dem Einfluss zivilgesellschaftlicher Akteure auf die deutsche Geschichtspolitik widmet.
Posted by em on 25. Juli 2010
Da ich am Samstag in Duisburg war, hier eine kurze subjektive Schilderung sowie eine abschließende Anmerkung zum Veranstaltungsformat. Beide wie ich hoffe mit dem gebotenen Respekt formuliert…
- Anfahrt
Ich bin mit dem Zug angereist. Bereits am Vormittag begannen meine mehrheitlich auf um die zwanzig Jahre geschätzten Mitreisenden mit dem „Vorglühen“: Während die Frauen eher Bier(-Mixgetränke) konsumierten, tranken Männer auch schon Schnaps(-Mixgetränke). Mit zunehmender Nähe zum Zielort wurde die Konstellation aus angetrunkenen Reisenden und tendenziell überfülltem Zug unangenehm. Nachdem ich aus logistischen Gründen in Düsseldorf einen Zwischenstopp einlegte und erst um 15 Uhr weiterfuhr, verlief die Strecke bis nach Düsseldorf für mich dann aber problemlos.
- Zugang
In Duisburg erfolgte der Zugang zum Gelände zunächst getrennt nach der Richtung, aus der man ankam: Die Einen wurden nach rechts, die Anderen nach links aus dem Bahnhof ausgelassen. Zumindest aus Düsseldorf kommend war diese Situation gegen 15.30 Uhr absolut übersichtlich. Im Besitz eines VIP-Tickets verließ ich hier jedoch die Hauptroute: Der Zugang erfolgte über eine separate Straße/Unterführung. Insofern bin ich nicht einmal in die Nähe des „Nadelöhrs“ gekommen (ganz unten).
- Vor Ort
Vom am Rande des Geländes gegenüber der Hauptbühne situierten, leicht erhöhten VIP-Bereich war weder eine Überfüllung des Geländes zu erkennen, noch etwas vom Geschehen außerhalb zu erahnen. Ab 18.30 Uhr begann sich meiner Wahrnehmung nach die Nachricht von einer Massenpanik via Mobilfunk zu verbreiten, jedoch wegen Überlastung des Netzes sehr selektiv bzw. sukzessiv. Ich selbst brauchte über eine Stunde um die Angaben zu konkretisieren bzw. verifizieren. Das einzige Anzeichen auf dem Gelände bekam ich am späteren Abend durch ein float, das die Musikübertragung eingestellt hatte und über die Anlage auf Tote hinwies.
Motiv am 24.7.2010
- Ausblick
Unabhängig davon, ob man die Loveparade vor diesem Samstag als Erfolgs- oder Verfallsgeschichte verstanden hat, steht außer Zweifel, dass dies die letzte war. Das ursprüngliche Konzept, einen Umzug mit musikalischer Beschallung durch elektronische Musik im urbanen Raum als politische Demonstration durchzuführen, hat sich allerdings etabliert. Ein Beispiel dafür war erst kürzlich die Berliner Anti-Gentrifizierungs-Demo „Rette Deine Stadt“. Aber auch in der Provinz lebt diese Praxis, wie beispielsweise in Gießen, wo auch in diesem Jahr wieder mit einer „Nachttanzdemo“ gegen die Zustände im Bildungssystem protestiert wurde. Das katastrophale Ende der Loveparade sollte nicht zum Anlass genommen werden, diese legitimen Formate politischer Artikulation grundsätzlich in Frage zu stellen.