Der Außenminister als Geschichtspolitiker?

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Am Tag nach der Bundesversammlung beginnt in Berlin die internationale Konferenz „Erinnern an den Zweiten Weltkrieg. Mahnmale und Museen in Mittel- und Osteuropa“. Was im Vergleich zur Wahl des Bundespräsidenten von mäßigem tagespolitischen Interesse scheint, könnt doch einige Brisanz bergen. So ist das „Europäische Netzwerk Erinnerung und Solidarität“, das die damalige Kulturstaatsministerin der rot-grünen Koalition, Christina Weiss, mit einigen osteuropäischen Kollegen als eine Art Alternative zu dem seinerzeit vom Bund der Vertriebenen geplanten „Zentrum gegen Vertreibungen“ gegründet hat, ein Mitveranstalter (für einen Überblick über alle beteiligten Institutionen siehe die Website des Global and European Studies Institute der Universität Leipzig; dessen Ko-Direktor, Stefan Troebst, hat wiederum die zum Verständnis der unterschiedlichen Initiativen hilfreiche Dokumentation „Vertreibungsdiskurs und europäische Erinnerungskultur“ herausgegeben).

Die Große Koalition hat sich dann als „sichtbares Zeichen“ auf die Errichtung der „Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ verständigt (Zeitgeschichte-online dokumentiert in einer Materialsammlung diverse Beiträge zu diesem Thema). Träger dieser Stiftung ist das Deutsche Historische Museum (das auch als Veranstaltungsort der Konferenz fungiert) und Stiftungszweck ist es, eine entsprechende Dauerausstellung in Berlin zu betreiben. Im Konflikt um die Besetzung der Stiftungsgremien hat sich die FDP gleich zu Beginn der Legislaturperiode beharrlich geweigert, die Vorsitzende des Bundes der Vertriebenen, Erik Steinbach (CDU), als Vertreterin zu akzeptieren. Die Liberalen haben sich in der Causa Steinbach schließlich gegenüber der Union durchgesetzt, allerdings um den Preis, dass die Konstruktion der Gremien verändert wurde (für Details siehe die Website der Stiftung).

Nun wird die erwähnte Veranstaltung mit einer Rede von Außenminister Westerwelle eröffnet. Dies lässt erwarten, dass der in der Kritik stehende FDP-Vorsitzende den Anlass zur Profilierung nutzt und eventuell einen geschichtspolitischen Akzent setzt, mit dem er sich von der Union abhebt. Als Referent bei der Konferenz habe ich die Gelegenheit, die Rede am Donnerstagnachmittag persönlich zu verfolgen. Auch wenn die Einlassungen des Ministers die Aufmerksamkeit der politischen Öffentlichkeit auf sich ziehen werden, verspricht vor allem das wissenschaftliche Programm der Tagung eine interessante Konstellation.

Kommemoration, Konkurrenz & Koinzidenz

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Am 5. Mai 2010 begeht die Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin mit einer Podiumsveranstaltung den fünften Geburtstag des Monuments. Doch vor dem Hintergrund der gerade begangenen Gedenkfeiern zum 65. Jahrestag der Befreiung von Konzentrationslagern nehmen sich die fünf Jahre Holocaust-Mahnmal noch recht bescheiden aus. Auch die Konzeption des Events mag (mich) nicht ganz überzeugen: Es handelt sich um ein Treffen von Veteranen der Denkmals-Debatte. Allen voran die Initiatorin und Vorsitzende des Förderkreises, Lea Rosh sowie der Architekt, Peter Eisenman. Des weiteren dabei die zur Zeiten der Realisierung des Vorhabens amtierende Vorsitzende des Ausschusses für Kultur und Medien des Deutschen Bundestages, Elke Leonhard und der damalige Kulturstaatsminister Michael Naumann (beide SPD). Der Moderator, Heinrich Wefing (heute: Die Zeit) begleitete seinerzeit als FAZ-Autor das Geschehen.

Diese Konstellation vermittelt den Eindruck, als würden Zeitzeugen noch einmal um Diskurshoheit und Deutungshegemonie ringen. In diese Richtung weist auch der Titel der Podiumsdiskussion: „Ein Ort, an den man gerne geht?“ Dieser bezieht sich vermutlich weniger auf den gleichnamigen Titel eines einschlägigen Buches zum Thema, als direkt auf ein Diktum von Altkanzler Schröder, der in einem TV-Interview im November 1998 sagte:

„Ich will ein Holocaust-Denkmal. (…) Aber ich möchte es in einer Dimension, vor der die Berlinerinnen und Berliner, vor dem die Deutschen nicht Furcht empfinden, sondern wo sie gerne hingehen, um sich zu erinnern, um sich auseinander zusetzen.“

Insofern erahnte der Instinktpolitiker eine Entwicklung, die in der Ankündigung des Termins wie folgt resümiert wird:

„Seitdem ist dieser nationale Gedenkort für die sechs Millionen Opfer des Holocaust fester Bestandteil eines Besuches der deutschen Hauptstadt geworden, der Ort der Information gehört laut Berlin Tourismus Marketing zu den »Top Ten« Berlins.“

Abschließend stellt sich die Frage nach der Terminwahl, denn eingeweiht wurde das Denkmal am 10. Mai 2005. Vielleicht liegt dies – abgesehen von anderen guten Gründen – auch an einer kommemorativen Konkurrenz, denn einen Tag nach der Veranstaltung wird am 6. Mai 2010 nun in Anwesenheit des Bundespräsidenten das Dokumentationszentrum einer erinnerungskulturellen Einrichtung eingeweiht, deren Realisierung noch länger als die des Holocaust-Mahnmals währte: Die Topographie des Terrors widmet sich am historischen Ort primär den Tätern, und die hinter beiden Projekten stehenden Initiativen konkurrierten nicht nur inhaltlich um das richtige Gedenken. Vorausschauend formuliert Harry Nutt dazu in der Frankfurter Rundschau vom 4. Mai 2010:

„Die zeitliche Koinzidenz zwischen Mahnmal-Jubiläum und Fertigstellung der Ausstellung Topographie des Terrors eröffnet zugleich eine Perspektive, in der Opfer- und Tätergedenken sich künftig aufeinander beziehen können.“

Eine Debatte darüber könnte allerdings eine spannende Veranstaltung werden…

Update: Zum fünften Jahrestag der Einweihung des Holocaust-Mahnmals führte ich am 10. Mai 2010 ein Gespräch mit SWR2.

History turns digital

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So lautet der Titel eines Workshops, der am 16. April 2010 in Berlin stattfindet. Veranstaltet wird er vom Lehrstuhl für die Geschichte Ostmitteleuropas am Osteuropa-Institut der Freien Universität Berlin und es geht um die Konsequenzen der Digitalisierung für die Geschichte (siehe die Ankündigung im Webmagazin für Informationstechnologie in den Geisteswissenschaften). Diese sollen zunächst am Vormittag in zwei Vorträgen verhandelt werden, von denen ich einen zur Transformation kommemorativer Kommunikation halte. Am Nachmittag werden dann Erfahrungsberichte aus der Praxis von vier Projekten diskutiert. Eingeladen sind:

Es gibt eine begrenzte Anzahl freier Plätze für Interessierte, die sich jedoch bis spätestens zum 8. April 2010 bei valentina.stefanski@fu-berlin.de anmelden müssen (Teilnahme bedarf der Bestätigung).

Erinnerungskultur 2.0: Video-Dokumentation

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Vortrag Erik Meyer, Teil 1 from stARTconference on Vimeo.

Vortrag Erik Meyer, Teil 2 from stARTconference on Vimeo.