Posted by em on 1. Juli 2009
Im Supergedenkjahr steht der Republik heute ein weiteres Jubiläum ins Haus: Für den 1. Juli 1989 wurde die in Berlin erstmals die Loveparade als Demonstration für „Friede, Freude, Eierkuchen“ angemeldet & genehmigt. Am betreffenden Samstag-Nachmittag zogen dann etwa 150 Raver mit elektronischer Musik über den Kurfürstendamm und prägten den Prototyp, der in den folgenden Jahren zum Massenspektakel avancierte. Auch wenn sich etwa Miterfinder Dr. Motte bereits länger von der Entwicklung des Events distanziert hat und die für dieses Jahr in Bochum geplante Loveparade gleich ganz ausfällt, hat sich die Veranstaltungsform der Straßenparade im Repertoire städtischer Inszenierungen etabliert. Und ist in einer (re-)politisierten Variante auch in der Provinz angekommen: An diesem Samstag, dem 4. Juli, findet in Gießen unter dem auch nicht gerade glücklichen Motto „Wir zahlen nicht für eure Krise“ eine Nachttanzdemo (Programm) statt. Zur historischen Einordnung dieser ganzen Chose hier der Hinweis
- auf ein zeitgenössisches Dokument zur Nachttanzdemo 2002 in Frankfurt am Main und
- auf eine 2002 erschienene Publikation, in der ich unter dem Titel „Partypolitik und Protestparaden“ jugendkulturelle Phänomene des Politischen thematisiere.
Posted by em on 28. Juni 2009
Am 10. & 11. Juli 2009 findet in der Berliner Bar 25 ein feine Veranstaltung statt, die das Performance- und Theaterkollektiv Showcase Beat Le Mot organisiert: der Kongress Gescheiterte Revolutionen. Als ich dazu für einen Beitrag angefragt wurde, schlug ich unter dem Titel „Die permanente Revolution: Zur kommunikativen Inflationierung eines Begriffs“ folgendes vor:
Während der Revolutionsbegriff munter durch Ökonomie & Technologie sowie Kunst & Kultur geistert, hat er zur Charakterisierung des politischen Wandels in westlichen Gegenwartsgesellschaften weitgehend ausgedient. Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich der Beitrag exemplarisch mit begriffsgeschichtlichen Aspekten und fragt nach den aktuellen Akzenten eines beständigen Bedeutungswandels.
Diese zugegebenermaßen vage Beschreibung hat sich unter dem Eindruck aktueller Ereignisse inzwischen konkretisiert und so wird muss es anlässlich der Geschehnisse in & um den Iran auch um den Zusammenhang von Revolutionsmedien & Medienrevolutionen gehen, also um Fragen wie, ob die Revolution nun getwittert oder vielmehr getagged wird… Für ein programmatisches Statement zur Veranstaltung sowie eine ausführlichere Programmübersicht siehe die SCBLM-Website.
Posted by em on 25. Juni 2009
Zehn Jahre ist sie jetzt her, die Entscheidung des Deutschen Bundestags zur Errichtung des Denkmals für die ermordeten Juden Europas in Berlin (wer die Diskussion vor der Abstimmung im Plenum noch einmal nachlesen mag, hier das 66 Seiten starke Protokoll der betreffenden Sitzung als PDF-Dokument). Und am 25. Juni 1999 dauerte die Debatte bereits über zehn Jahre an. Insofern stammt die Initiative für das Projekt noch aus der alten Bundesrepublik. Was aus dieser Konstellation resultiert, und wie sich im Ergebnis dann doch ein Wandel der Erinnerungskultur manifestiert, für den nicht zuletzt alltagskulturelle Formen der Aneignung des Monuments relevant sind, das versuche ich in einem gerade erschienen Aufsatz zu fokussieren. Erschienen ist dieser Beitrag zum Holocaust-Mahnmal in dem von Herfried Münkler & Jens Hacke herausgegebenen Sammelband Wege in die neue Bundesrepublik: Politische Mythen und kollektive Selbstbilder nach 1989 (hier die Angaben des Verlags inkl. Inhaltsverzeichnis & Leseprobe).
Das Holocaust-Mahnmal stellt jedoch nur den zentralen Ausdruck eines besonderen Engagements des Bundes dar. Welche Rolle die Bundeskulturpolitik bei der finanziellen Förderung der Erinnerungskultur „vor Ort“ spielt und wie sich dies in politikwissenschaftlichen Kategorien fassen lässt, thematisiere ich unter dem Titel „Die Gedenkstättenkonzeption des Bundes als Instrument geschichtspolitischer Steuerung“. Dabei handelt es sich um einen Beitrag zum Jahrbuch für Kulturpolitik 2009, das dem Thema „Erinnerungskulturen und Geschichtspolitik“ gewidmet ist. Einen Überblick über die beeindruckende Bandbreite des über 500 Seiten starken Kompendiums und die illustre Auswahl an Autoren, die nicht nur Experten aus der Wissenschaft sondern auch Vertreter des Bundestags sowie der Fraktionen umfasst, gibt es hier.
Posted by em on 3. Juni 2009
Unter diesem Titel findet am 11. und 12. Juni 2009 in Berlin der 5. Kulturpolitische Bundeskongress statt. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie Kulturpolitik und politische Bildung die Themen Geschichte und Erinnerungskultur aufgreifen sollen. Am Freitag um 11.00 Uhr beteilige ich mich in diesem Kontext im Forum 8 an der Diskussion über (mediale) Geschichtsvermittlung zwischen Bildungsanspruch und Histotainment. Vorab ist dazu auf der Website zur Veranstaltung der Beitrag „Die Zukunft der Erinnerung ist digital“ erschienen, der einige Beispiele aus meinem Aufsatz aus dem Sammelband „Erinnerungskultur 2.0“ aufgreift.