Willkommen in Rüttgers Club!

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Seit der hessischen Landtagswahl ist er im Gange, der Wettbewerb um den Obama-Oscar in der Kategorie online campaigning. Spiegel Online sieht es so: “Thorsten Schäfer-Gümbel und Roland Koch ‘twittern’ im Hessen-Wahlkampf wie ein Obama.” Diese Einschätzung mutet etwas seltsam an, insofern selbst aufmerksamen Beobachtern nur ein RoKo-Profil ohne Inhalt respektive unklarer Provenienz bekannt ist. Eine kurze Konversation ergab darüber hinaus eine Selbst-Nominierung der Parteitags-Website www.ldk-interaktiv.de sowie den Hinweis auf www.nrwcdu.de (beides augenzwinkernd via Bastian Dietz). Und in der Tat: Die Nordrhein-Westfalen-Union hat von Obama gelernt und betreibt offensiv die Adressen-Akquise, wie der screenshot dokumentiert (nach der Eingabe folgt ein Formular, in der die Daten bis ins Detail erhoben werden).

Mit diesem Format wird ein hoher Ausschlag auf der nach oben offenen Obama-Skala erreicht. Denn obgleich die Online-Registrierung für die zentrale Wahlkampf-Veranstaltung der Hessen-CDU vom Marketing-Dienstleister TeleMail abgewickelt wurde, blieb man überraschender Weise bislang von daraus resultierenden mailings verschont. Bleibt abzuwarten, was folgt, wenn man sich in Rüttgers Club eingetragen hat. Die Ankündigung aus der Bestätigungs-Mail verheißt folgendes:

„Sehr geehrte Nutzerin, sehr geehrter Nutzer,
herzlichen Dank für Ihre Registrierung. Ihre E-Mail-Adresse ist für mich und für die CDU Nordrhein-Westfalen von großer Bedeutung. Denn ich möchte den Dialog mit Ihnen.
Ab sofort erhalten Sie regelmäßig aktuelle und hochwertige Informationen aus erster Hand und vieles mehr. (…)
Herzliche Grüße
Ihr
Jürgen Rüttgers“

TV on the Web: Zwei Korrekturen zur Hessen-Wahl

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  1. Sieht man mit dem Zweiten besser?
    Der famose Cerno Jobatey konnte heute im Morgenmagazin mal wieder nicht von der setcard ablesen und kündigte zur Online-Berichterstattung des ZDF am Wahlsonntag eine Übertragung aus der Uni Göttingen an, die jedoch bekanntermaßen nicht in Hessen liegt. Gemeint war ein Event in Gießen: Dort produziert das ZDF unter Berücksichtigung der an einigen Stellen der Universität vorhandenen Online-Kompetenz die Live-Sen­dung „Wahl im Web“, die am Abend der Hessenwahl sowohl online als auch im ZDF-Infokanal ausgestrahlt wird. In Anlehnung an das Experiment des Senders zur US-Präsidentschaftswahl sowie die betreffende Wahlparty vor Ort präsentiert der nicht minder famose MTV-Moderator Markus Kavka („Hamma wieder was gelernt“) u.a. zwei Politologen, die die Geschehnisse kommentieren. Im Mittelpunkt steht dabei die Beobachtung der Reaktionen auf die Landtagswahlergebnisse, wie sie sich in diversen Online-Formaten darstellen. Wenn das lokale Netz bei soviel Aktivität nicht zusammenbricht, folgen Eindrücke zum Geschehen vor Ort hier bzw. zeitnah via Twitter.
  2. Elefantenrunde im Hessischen Rundfunk
    Gestern präsentierte der HR die TV-Konfrontation der Spitzenkandidaten der im hessischen Landtag vertreten Parteien. Insofern die Sendung erwartungsgemäß inhaltlich keine neue Einsichten hervorbrachte, sei auf ein Detail hingewiesen. Wie üblich verstrickten sich die Kontrahenten in unergiebige Diskussionen über vermeintlich für ihre Aussagen relevantes Datenmaterial. Beim Streit über die Frage, ob in der Amtszeit des Ministerpräsidenten ein Stellenabbau im öffentlichen Dienst stattgefunden habe, beendete der Moderator den Schlagabtausch unter Verweis darauf, dass der Sender diese Frage prüfen und das Ergebnis heute online publizieren werde. Mal sehen, wann sich der betreffende Eintrag auf wahl.hr-online.de oder via Hessenwahl-Twitter finden lässt.
    Update: Der Faktencheck der HR-Online-Redaktion ergibt wichtige Differenzierungen der Fragenstellung – selbstverständlich lassen sich die Aussagen nicht eindeutig be- oder widerlegen… Trotzdem ein gelungener Versuch zur kommunikativen Verzahnung von TV- und Online-Angebot!

Paradoxien der Personalisierung

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Das linke Lager ist dabei geblieben, die hessische Landtagswahl zu einer Abstimmung über die Person des Ministerpräsidenten und die Bilanz seiner zehnjährigen Amtszeit zu machen. Dies dokumentieren großformatige Wahlplakate der SPD ebenso wie die unisono vorgetragene Parole, mit Koch sei weder eine große Koalition noch ein Bündnis unter Berücksichtigung der Grünen denkbar. Auch Social-Media-Aktivisten agieren in diesem Sinne, wenn sie via tweet-tagging („#kochmussweg“) eine Mobilisierungs-Kampagne neuen Typs intendieren (vgl. Clemens Lerche). Auf diese Konstellation reagiert die CDU, in dem sie sich einen rot-grünen Vorwurf aus dem letzten Landtagswahlkampf zu eigen macht. Damals führte der von der CDU plakatierte Aufruf „Ypsilanti, Al-Wazir und die Kommunisten stoppen!“ zu erbosten Reaktionen der angesprochenen politischen Gegner. Dieses Motiv nimmt nun die CDU auf und skandalisiert ihrerseits eine „Schmutzkampagne“. Dazu CDU-Generalsekretär Michael Boddenberg: „Auch zahlen sich die wiederholten Versuche nicht aus, den erfolgreichen und kompetenten Ministerpräsidenten Roland Koch zu diffamieren und persönlich anzugreifen. Dieser unanständige Wahlkampfstil stößt die Menschen ab.“ (CDU-Homepage) Dies hindert Boddenberg aber nicht daran, noch in der selben Meldung von der „Ypsilanti-SPD“ zu sprechen. Wer den Newsletter der Hessen-CDU abonniert, weiß darüber hinaus, dass es sich dabei um einen etablierten Textbaustein handelt, denn dort wird dieses Personalisierungsmotiv wiederholt verwendet. Damit attackieren die Christdemokraten die Positionierung des Spitzenkandidaten Thorsten Schäfer-Gümbel (TSG) als brand new/new brand (zu Paradoxien des Vergleichsmaßstabs „Obama“ siehe einen Beitrag von Christoph Bieber), der nur zu Beginn und Ende der Kampagne gemeinsam mit Ypsilanti präsentiert wird. So taucht die in der politischen Öffentlichkeit derzeit weitgehend unsichtbare sozialdemokratische Landes- und Fraktionsvorsitzende schließlich primär in der christdemokratischen Wahlkampf-Kommunikation auf.

In Zeiten wie diesen…

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… ist „ohne Moos nix los“. Das weiß auch die Hessen-CDU und verteilt am Ende ihrer Wahlkampf-Großveranstaltung in Wetzlar politisches Backwerk. Was uns das über christdemokatisches campaigning verrät, dazu mehr in meinem Beitrag für CARTA.